Aus dem Blickwinkel der Dankbarkeit

Ich bin dankbar und darüber wollte ich einen kleinen Beitrag schreiben. Ich bin dankbar für unseren Apfelbaum, der hinter dem Haus seit langer Zeit „sein Ding“ durchzieht und da kann kommen, was will, dieser Apfelbaum lässt sich durch (fast) nichts aus der Ruhe bringen und er trotzt bisher allen Wetterlagen und gibt sich viel Mühe mit seinen Blüten im Frühling und den sauren, grünen Früchten im Spätsommer.

Ich kann mich noch daran erinnern, als mein Vater das Bäumchen in unseren Garten gepflanzt hat.. da war ich noch nicht mal in der Grundschule. In diesen Tagen (knapp 3 Jahrzehnte nach der Pflanzaktion meines Vaters) besuche ich den Baum sehr oft und ernte Eimerweise die Äpfel und ich bin dankbar, auch wenn es komisch klingen mag.. ich bin dem Baum dankbar für seine Arbeit und natürlich meinem Vater.

Dieses Jahr jährt sich der Todestag meines Papas zum 20. Mal und natürlich ist in all den Jahren vieles passiert. Schon oft hatte ich den Gedanken: „Was würde mein Papa an meiner Stelle jetzt machen?“, „Wie hätte er über X oder Y gedacht?“ und weitere Fragen, die man sich zu diesem Thema in seinem Leben stellt… Man kann nur die Daumen drücken, dass da wirklich was dran ist, an ein Wiedersehen nachdem man auf dieser Erd-Bühne sein letztes Gastspiel gegeben hat.

Nach den schmerzlichen Verlusten in diesem Jahr und den traurigen Herausforderungen, denen wir uns in den letzten Monaten stellen mussten, bin ich umso dankbarer für kleine, schöne Momente und auch für den Apfelbaum. Für die einen mag es nur ein knorriger, schiefer Apfelbaum sein, der da hinter dem Haus rumsteht. Für mich bedeutet er mehr – denn der zieht sein Ding durch, komme was wolle. Aufgeben kommt für diesen Baum trotz heißer Sommer oder so manchem starken Wind nicht in die Tüte! Da kann man sich eine Scheibe davon abschneiden, denke ich.

Der Baum schafft auch eine Verbindung zu meiner Kindheit und meinem Vater. Es ist vielleicht etwas typisches für das Leben hier auf dem Land. Eine Generation setzt einen Baum in den Garten (oder forstet im eigenen Wald auf, wenn sie einen besitzen). Diese Generation pflegt die Pflanzen und wenn sie Glück haben, können sie die ersten Ernten miterleben (wie beim Apfelbaum) oder sie sind beruhigt, weil sie wissen, dass sie ihren Teil dazu beigetragen haben, dass die nachfolgenden Gerationen von ihrer Arbeit profitieren werden, so wie das beim Wald der Fall war/ist.

Ich bin so vielen Menschen in meiner Familie, meinem Freundeskreis und auch meinen Kollegen sehr dankbar und während ich mich über die Äpfel und den daraus entstandenen, äußerst leckeren Apfelkuchen freue, sin­nie­re ich über den Gedanken, was wohl von uns übrig bleiben wird. Ich bin mir noch nicht sicher, was ich Sinnvolles aufbauen, pflegen und hinterlassen kann, aber ich werde es mit der Zuversicht angehen, die mein Vater hatte und mit der Beharrlichkeit unseres Apfelbaums.

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