Wenn man Sonnenblumen sieht, bekommt man gute Laune. Jedenfalls geht es mir so. Ich finde es schön, wenn an Vorgärten vorbei kommt und sie mannshoch in den Blumenbeeten stehen und zu ihren Füßen allerhand Stauden wuchern.

Sonnenblume ist nicht gleich Sonnenblume. Das Saatgut wird für Blüten in unterschiedlichen Gelb-, Orange- und Rottönen angeboten und darüber hinaus hat man eine gute Auswahl von kleinbleibenden Pflanzen bis zu riesigen Sorten. Diese Saison habe ich hauptsächlich auf mehrstieligen Sorten zurückgegriffen. Denn die verzweigen sich so schön und erfreuen den Betrachter über eine längere Zeit mit schönen Blütenfarben, weil sich die Knospen nacheinander öffnen.

Seit ein paar Tagen hat sich die Wetterlage auf Herbst eingependelt. Nachdem wir uns über viel Sonne freuen durften, fegten Windböen und Regenschauer über uns hinweg. Der neuen Wetterlage sind ein paar meiner Sonnenblumen zum Opfer gefallen.

Dabei habe ich mir ja allerhand Mühe gemacht, das Unheil abzuwenden.
Bei den vorherigen Böen im August gerieten einige der Sonnenblumen in beachtliche Schräglage. Kurzentschlossen habe ich sie daraufhin mit Kokosseilen und Tomatenstäben zu stützen versucht.

Das hatte bestimmt einen hohen Unterhaltungswert, als ich in Form einer kleinen, bebrillten Frau versuchte, einem über 3 Meter hohen Sonnenblümchen der Sorte „King Kong“ wieder in die Senkrechte zu helfen bzw. wieder Herrin der Lage zu werden. Es wäre ja gelacht… In einer solchen Situation bemerkt man rasch die Abwesenheit von mindestens 2 weiteren Paaren Arme und Hände. Ganz zu schweigen von fehlender Körpergröße.
Und dann die vielen Blätter von dem „King Kong“. Blätter, größer als große Männerhände. Ähnlich Bärentatzen. Und das überall. Bei ich-schnalle-meine-Sonnenblume-windgeeignet-an-einen-Zaun-Aktionen sind „King Kong“-Blätter eigentlich immer im Weg… da half mir auch meine handliche Größe nicht weiter. Da gibt es keinen Platz, um mal schnell dazwischen zu schlüpfen. Blätter. Blätter überall. Aber ich bin zum Schluss gekommen, dass ich mir mit den Tatzen-großen-Blätter-Dingern im nächsten Sommer Luft zufächeln werde. Sie haben ja auch ihre praktischen Seiten. Ganz zu schweigen von der Optik.
Aber daran denkt man ja im Eifer des Gefechts nicht sofort… diese Erkenntnisse sammelt man sozusagen auf dem Weg bzw. bei der praktischen Umsetzung des Plans, während man das Blümelein vom Boden aufliest und es an Zäunen windsicher festzuketten versucht. Da hängt man… Wie die Katz´am Pressack wie es hier immer so schön heißt.
Wie dem auch sei… man muss dieses Ungetüm unter den Sonnenblumen einfach gern haben. Jedenfalls geht´s mir dabei so.

Als der Wind neulich wieder mal „hustete und pustete“, hatte der „King Kong“, sowie 2 weitere große Sonnenblumen trotz meiner Tomatenstäbe-Super-Sonderkonstruktion keine Chance. Die Böen haben die Blümelein regelrecht gefällt.
Kurz entschlossen habe ich dann zur Schere gegriffen. Habe die intakten Seitenblüten abgeschnitten und in eine Vase gestellt, um mich an ihnen noch einmal zu erfreuen, bevor wir in die dunkle Jahreshälfte wechseln und das Farbenspiel ein Ende hat. Die ausgereiften Blütenköpfe habe ich im Garten verteilt – den Distelfinken, die uns besuchen, wird es hoffentlich schmecken. So haben doch alle was davon.

Für das nächste Jahr habe ich mir vorgenommen, wieder Sonnenblumen auszusäen und mich von ihnen erneut verzaubern zu lassen. Es werden unterschiedliche Sorten sein, da ich sie eigentlich alle toll finde und von Sonnenblumen nie genug bekommen kann.
Sollten in der nächsten Saison Windböen wieder husten, wird man mich (meiner bisherigen Erfahrung nach) spätestens zum Ende des Sommers wieder mit Seilen und Tomatenstäben ausgestattet zu Gesicht bekommen. Wenn du also eine kleine, bebrillte Frau siehst, die unter vollstem Körpereinsatz mit einem umgefallenen Sonnenblumen-Ungetüm ringt, dann mache dir keine Sorgen, denn dann bin ich in meinem Element und meistens dabei glücklich 😉